Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde

Die Feinde des talentierten Schülers sind all jene, die sich mit dem ungemein niedrigen Anspruch an unsere Schulen zufrieden geben und jede Reform blockieren. Sie zerstören die Talente unserer Kinder und werfen viele von ihnen chancenlos ins Leben.

Dieses Buch ist völlig neu, obwohl es bereits vor mehr als zehn Jahren das erste Mal veröffentlicht wurde. Andreas Salcher hat es komplett überarbeitet. Das Buch entlarvt die ewigen Feinde des talentierten Schülers. Und es zeigt, wie man sich die Freude am Lernen trotzdem nicht verderben lassen muss.

Mit Sachverstand und Humor erklärt Andreas Salcher, wie wir Schulen zu Orten machen könnten, wo unsere Kinder jeden Tag mit Freude lernen. Es gibt einen Weg vom vergeudeten zum geretteten Talent. Jeder kann ein Freund des talentierten Schülers werden.

Leseproben

„Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner.“ Hermann Hesse

Seit der Schulzeit von Hermann Hesse hat sich nicht viel geändert. Der Grundkonsens ist, dass der Schüler keine Schwierigkeiten haben soll, die Schule zu bewältigen, gut durchzukommen und ein braver, angepasster Schüler zu sein. Das Ideal des deutschen und des österreichischen Schulsystems ist die Ausbildung zum mittelmäßigen Zehnkämpfer, der in allen geforderten Disziplinen möglichst achtbare Leistungen erbringt. Dem talentierten Langstreckenläufer wird ständig sein Versagen im Kugelstoßen, dem begabten Hürdenläufer seine Schwäche im Stabhochsprung vorgeführt. Es herrscht eine fatale Konzentration auf das Versagen und die Dokumentation des Versagens. Lernen heißt für den Schüler, zu 80 Prozent zu lernen, was ihn nicht interessiert oder vor dem er sogar Angst hat. Wir impfen unseren Kindern früh die Furcht ein, etwas falsch zu machen. Die Konsequenz ist, dass wir Kinder weg von ihren kreativen Potenzialen erziehen. Der kalte Mechanismus, mit dem in der Schule gegen einseitige Begabungen gekämpft wird, schafft oft lebenslanges Leid. Die gleiche Behandlung Ungleichartiger ist daher die größte Benachteiligung.

Der Zusammenhang zwischen Talent und Glück

Stellen wir uns einen Autohersteller vor, von dem jedes fünfte neu ausgelieferte Auto einfach nicht fährt. Oder gar eine Fluglinie, bei der jedes fünfte Flugzeug abstürzt. Aber jedes fünfte Kind kann nach neun Jahren Schule nicht sinnerfassend lesen? „Kann man halt nichts machen“ oder „Selber schuld“, meinen die Feinde des talentierten Schülers.

Die Fakten, die seit dem Erscheinen meines Buches im Jahr 2008 das Versagen unseres Schulsystems dokumentieren, sind bis heute fast unverändert, trotz aller teuren Maßnahmen wie der Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen, der Einführung der Neuen Mittelschule (NMS) mit verpflichtend zwei Lehrern in den Hauptgegenständen, der Schulautonomie, den Bildungsstandards, der Zentralmatura usw. Ein öffentliches Schulsystem, das seinen Schülern in neun Jahren Pflichtschule nicht Lesen, Schreiben und die Grundrechnungsarten vermitteln kann, hat sich selbst aufgegeben.

Dass es auch anders geht, beweist Kanada, wie Österreich ein Einwanderungsland, wenngleich mit einer wesentlich klügeren Migrationspolitik. In Kanada sprechen viele Kinder von Einwanderern nach Abschluss ihrer Schulzeit besser Englisch als die in Kanada geborenen Sprösslinge. Im französischsprachigen Teil des Landes ist diese Zahl bei Weitem schlechter, was einmal mehr zeigt, wie entscheidend das System ist. Vom legendären Management-Denker Peter Drucker stammt das Zitat: „Wann immer Sie einen hervorragenden Menschen gegen ein schlechtes System antreten lassen, wird stets das schlechte System gewinnen.“

Der wichtigste Grund, warum wir uns ehrlich mit unseren eigenen Talenten und jenen unserer Kinder auseinandersetzen sollten, ist das persönliche Glück. Für ein erfülltes Leben brauchen wir das Gefühl, dass unsere Talente wertvoll sind und anerkannt werden. Voraussetzung dafür ist, dass diese Begabungen richtig erkannt und wir nicht zum Opfer von Täuschungen unserer Eltern, Lehrer, Vorgesetzten oder von uns selbst werden.

Die Kluft zwischen dem, wie wir heute die Begabungen unserer Kinder erkennen und fördern könnten, und dem, wie wir in der Schule tatsächlich damit umgehen, ist riesig. Das führt zu Fehlurteilen und Gleichgültigkeit, die falsche Weichenstellungen für junge Menschen zur Folge haben.

Warum ich dieses Buch neu geschrieben habe

„Der talentierte Schüler und seine Feinde“ hat seit dem ersten Erscheinen im März 2008 eine breite öffentliche Diskussion über unser Schulsystem ausgelöst. Das ist gelungen, weil es den Nerv der Zeit mit einer einzigen Frage getroffen hat: Wie gehen wir mit den Talenten unserer Kinder in der Schule um? Aussagen wie „Wir müssen die Stärken unserer Kinder stärken, statt uns in ihre Schwächen zu verbeißen“ sind heute Allgemeingut.

Ich habe für das Buch damals einige der klügsten Köpfe der Welt wie den Harvard-Professor Howard Gardner, den Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi, den MIT-Lernforscher (Massachusetts Institute of Technology) Peter Senge, den langjährigen Chefredakteur der „Harvard Business Review“ Alan Webber oder meinen spirituellen Mentor, den Benediktinermönch David Steindl-Rast lange interviewt. Dazu kamen Nobelpreisträger, wie zum Beispiel der leider verstorbene Günter Blobel, der mir die Ehre erwiesen hat, das ursprüngliche Vorwort zu schreiben. Ich wurde für den „Talentierten Schüler“ sowohl zum „Autor des Jahres“ als auch zum „Kommunikator des Jahres“ gewählt. So weit, so gut.

Eines hat das Buch leider bis heute überhaupt nicht geschafft: Dass jene pädagogischen Prinzipien, die wissenschaftlich eindeutig erforscht und in einigen herausragenden Schulen täglich umgesetzt werden, Eingang in die Unterrichtspraxis unseres Schulsystems finden. Dabei hätten alle Schüler ein Recht auf einen Gegenstand „Kommunikation und Sozialkompetenz“, einen persönlichen Coach, auf selbstbestimmtes Lernen in Lernbüros, auf individuelle Lernziele zusätzlich zum Zeugnis, auf fächerübergreifende Fallstudien im echten Leben und vor allem auf exzellente Lehrer, die in Teams arbeiten. Die lebendige Schule könnte ein Ort sein, wo Kinder mit Freude lernen, ihre Welt jeden Tag ein bisschen besser zu verstehen.

Was ist neu in dieser Neuauflage?

Ein Buch kann kein Schulsystem verändern. Es kann aber sehr wohl Eltern, Schülern, Lehrern und Direktoren Mut in ihrem Kampf gegen ein mittelmäßiges Schulsystem machen. „Der talentierte Schüler“ ist nach sechs Auflagen seit zwei Jahren weder als Hardcover noch als Taschenbuch erhältlich. Seine Mission ist leider noch nicht beendet. Deshalb habe ich mich entschlossen, das Buch komplett zu überarbeiten. Hier das Inhaltsverzeichnis:

Die Tabus in unserem Schulsystem

Die Talentvernichtungsindustrie oder Warum wir uns die systematische Zerstörung der Talente unserer Kinder in der Schule nicht mehr länger leisten können

Individuelle Begabung als Störfall oder Warum Schule versucht, aus talentierten Sprintern schlechte Marathonläufer zu machen

Eine einfache Wahrheit oder Warum die besten Schulen der Welt nicht mehr kosten als die schlechtesten

Das Diktat der Mittelmäßigkeit oder Warum in der Schule die besten Lehrer gemobbt statt befördert werden

Die unerzogene Generation oder Warum immer mehr Eltern die Schule für ihr eigenes Versagen verantwortlich machen

Die dunkle Seite der Ohnmacht oder Wie viel Ablehnung und Fehlurteile hält ein junger Mensch aus?

Das Schwarze Loch oder Wohin die Talente vieler junger Menschen auf dem Weg zum Erwachsenen verschwinden

Prinzip Selbstverantwortung oder Wie Eltern die Talente ihrer Kinder richtig fördern können

Schule als Überlebenstraining oder Kommen nur die Härtesten durch?

Die Bildungsfernen rücken immer näher – Wenn 80 Prozent einer Klasse dem Unterricht nicht folgen können

Die digitale Revolution erreicht das Klassenzimmer – Warum wir nicht Handys verbieten, sondern die Chancen des neuen Lernens nutzen sollten

Die Macht der Torheit – Absurdes und Kurioses in unserem Schulsystem

Frontberichterstattung: Von Kleinkriegen im Klassenzimmer und ideologischen Schlachten

Tatort Schule – Meine merkwürdigsten Fälle als Schüleranwalt

Warum wir endlich echte Ganztagsschulen einführen müssen, statt uns über die Gesamtschule zu streiten

Die Schule der Zukunft oder Warum das Rad schon lange erfunden ist

Die richtige Schule für Ihr Kind – ein Kriterienkatalog

Der Freund des talentierten Schülers

Sie können "Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde" bei Ihrem Buchhändler persönlich bzw. online kaufen oder bei Amazon bestellen.

Dem Autor ist Ihre Meinung zu diesem Buch wichtig. Schreiben Sie ihm bitte an andreas@salcher.co.at

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